"Die Töchter Jesu"
Gegen halb sieben klingelt der Wecker und ehe wir uns aus dem Bett pellen, springt Michael auf und macht einen riesen Rabatz mit packen und dergleichen. So viel Egoismus ist unglaublich. Wir packen also auch und gehen fix hinunter, machen Frühstück und gegen halb acht ziehen wir los. Bis Gaillac geht es auch gleich steil bergan. Der Weg verlauft zwar im Schatten ist aber steinig und unwegsam. Und hinter uns die Schritte von Michael. Wir rasten an einem wunderschönen mit Muscheln übersäten Rastplatz. Michael auch, wir aber beachten ihn nicht.
Weniger steil geht es Limogne entgegen, immer an den Steinmauern entlang. Wir durchqueren viele kleine und größere Weiler, gehen durch Eichenwälder und über offene Weiden. Unterwegs treffen wir auch Danielle und Joel wieder. Das hier ist eine tolle Landschaft und auch das Wetter ist brütend heiß. In Limogne ist endlich Zeit für die Mittagspause. Nach gut 26 km erreichen wir Varaire und rasten hier bei einer Herberge. Es ist 14 Uhr und die Sonne brennt unaufhörlich. Vor uns liegen noch 9 km. Nach einer weiteren Laufstunde eine weitere Pause. Wir haben Bach erreicht. Wir füllen noch mal unsere Flaschen auf, dann geht es zum Endspurt des Tages über. Es geht jetzt auch fast nur noch eben und schnurgerade aus. Kurz nach 16 Uhr erreichen wir das Kloster in Vaylats. Ehe wir aber hinein gehen trinken wir noch ein Bierchen – lauwarm aus dem Rucksack.
Herzlich werden wir von Ernst und Doris empfangen. Zwei Herbergseltern aus Paderborn und super nett. Und wie üblich gibt es erst mal Sirup mit Wasser und ein nettes Gespräch. Wir erfahren, dass heute jede Menge Deutsche hier übernachten. Dann zeigt Doris uns das Zimmer. Ein Doppelzimmer –herrlich! Dann duschen und waschen wir auch gleich. Hier merkt man das Deutsche Herbergseltern am Start sind – es ist sauber!
Wir schauen uns auf dem riesen Gelände des Klosters um. Wahnsinn! Die hier lebenden Schwestern gehören dem Orden „Die Töchter Jesu“ an. Ein kleiner fast ausgestorbener Orden. Einst gegründet, damit junge Mädchen Bildung erhalten können. Hier in der sehr ländlichen Gegend sicher auch sinnvoll. Es gibt zwar viele kleine Weiler, die aber sehr weit auseinander liegen. Die Menschen hier in der Gegend sind alle sehr alt – wie überall sind die Jungen weg in die Stadt. Die Alten bleiben und versorgen Haus und Hof. Ohne Auto ohne Handy – wie vor 100 Jahren. Im Winter ist es besonders hart, wenn das Feuerholz ausgeht, die Wasserleitungen einfrieren… Das führt dazu, dass hier in den Wintermonaten die alten Menschen ins Kloster ziehen und hier für wenig Geld überwintern.
Auf unserem Klosterrundgang kommen wir auch zum Friedhof. Ein Privileg für die Schwestern damals und heute ist es hier begraben zu werden. Asche zu Asche und Staub zu Staub – mehr ist das hier nicht. Hier gibt es kaum Grabsteine, nur Namenstafeln. So einfach das Leben – so einfach im Tod. Ich finds ganz schön unheimlich hier. Im Kloster gibt es natürlich vorwiegend alte Schwestern, die sehr freundlich und herzlich sind. Sie freuen sich, dass wir hier sind. Wir besuchen um 18:00 Uhr die Abendmesse und hören den Anschließenden Gesängen der Schwestern zu.
19 Uhr gibt es Abendessen. Zusammen mit den Schwestern. Wir machen eine kleine Vorstellungsrunde. Die Schwestern wollen gern wissen wer wir sind und wo wir herkommen und so weiter. Ernst übersetzt fleißig ins Französische. Heute sind 15 Pilger da – eine lustig bunte Gruppe. Wir verstehen uns wirklich gut. Tanja und Stephan mit ihren beiden Kindern, Birgit und Bern, Nicole, Rita und und und und…. Es gibt Erbsensuppe, Erbsenbrei mit Fleisch, Nachtisch, Käse und Wein. Uns geht es super gut und wir blieben noch eine Weile zusammen und quatschen.