Der Weg ist das Ziel...
Nachdem wir am Sonntag vom Gemeindepilgertag heimkamen, wurde noch schnell was gegessen und getrunken, die Rucksäcke fertig gepackt und um 15 Uhr sassen wir im Zug nach Frankfurt. Puh, jetzt geht’s los – aber sowas von los! Ruck zuck vom Hauptbahnhof zum Flughafen, Gepäck aufgegeben und zum Gate. Verlief soweit auch fast reibungslos… 20.30 Uhr hoben wir ab und kamen mit etwas Verspätung 23.30 Uhr in Madrid an. Und diesmal gab es keine Gerenne und auch unser Gepäck war schnell ausgeladen. Also ab in den Bus, der uns nach Astorga bringen wird. An richtiges Schlafen ist nicht zu denken bei dem Geholper im Bus. Na ja irgendwie haben wir doch mal kurz die Augen zugeknipst. 4.44 erreichen wir Astorga und stehen Mutterseelen alleine mitten in der Nacht am Busbahnhof. Wir sind müde und es ist mit 12 Grad doch recht frisch. Aber wenigstens kein Regen. So tappeln wir also los. Die Stadt schläft noch tief und fest…fast ein wenig unheimlich.
Wir finden den Weg, auch wenn es noch stock dunkel ist. Schnell verlassen wir Astorga und pilgern in den Sonnenaufgang. Alles ist noch geschlossen so auch die kleine Kirche am Ende von Astorga. Die Ermita del Ecce Homo einziges Überbleibsel eines Pilgerhospitzes aus dem 15. Jhr fällt uns in der Dunkelheit kaum auf. Kerzengerade und fast ohne merkliche Hügel kommen wir nach Murias. Langsam wird’s hell und schwupp sind auch die ersten Pilger auf der Piste. Die sind alle völlig eingemummelt und ich daneben mit kurzer Hose. Ja klar 12 Grad sind nicht viel ..aber Handschuhe …Schal und Mütze finde ich ein wenig übertrieben. Wir kommen noch langsam voran, die Müdigkeit steckt in uns. Weitere 4,5 km später unter den Füssen erreichen wir Santa Catalina de Somoza. Es ist jetzt 7.30 Uhr und die ersten Bars öffnen. Welch ein Glück, wir brauchen dringend Kaffee und was essbares. Also erst mal ausgedehnte Pause.
Immer mehr Pilger erwachen und ziehen vorüber. Die Sonne lässt noch auf sich warten, aber es ist wenigstens hell. Der kalte Wind peitscht teilweise ganz schön im Gesicht. In der Ferne sehen wir die Montes de Leon und die Sierra del Teleno. Einige Gipfel sind noch schneebedeckt. Es geht weiter nach El Ganso. Hier kehren wir in die urige Cowboy Bar ein und trinken einen wärmenden Kaffee. Das tut gut. Noch gut 7 km bis Rabanal. Jetzt geht es auch mal bergan und viele Steine auf dem Weg. Das erinnert gleich wieder an den Pilgertag von Thalau zum Kreuzberg – da waren Steine ja unser Thema. Es ist teilweise sehr schlammig und matschig. Der Regen der letzten Tage oder Wochen ist deutlich spürbar und sichtbar. Ich würde sagen unsere Schuhe sind mal wieder mit der Spanischen Erde geweiht.
Kurz vor 12 Uhr erreichen wir Rabanal del Camino und beschließen hier heute zu bleiben. Für den ersten Tag sind 22 km dicke genug. Und die Müdigkeit ist ja auch nicht zu verachten. Als erstes besuchen wir die Iglesia de la Asuncion. Die einzige offene Kirche heute. Danach trinken wir ein Radler und steuern die Herberge "El Pilar" an und bekommen ein schönes Bettchen für die Nacht. Wir haben Hunger und Durst, den wir mit Nudeln und Radler bekämpfen….. Nach der darauffolgenden Dusche wird erst mal Siesta gehalten. Ach herrlich… Den Nachmittag versüßen wir uns nun mit Kaffee und Keksen und freuen uns auf einen späten Abendspaziergang mit Pilgermenü. Uns geht’s richtig gut – Camino halt.