Memories....
Guten Morgen Nebelwand. Um 7:15 Uhr verlassen wir mal wieder als letztes die Herberge und stürzen uns ohne Frühstück ins neue Abenteuer. Mal schauen was der Tag uns bringt. Wir sind gut gelaunt und meistern den ersten kräftigen Anstieg bis Hospital da Cruz ohne Probleme. Und da kehren wir auch gleich in die Bar zum Frühstück ein. Auf knapp 680 m ist es kalt, windig und nebelig. Pilger wohin das Auge blickt passieren non stop den Weg. Wir reihen uns dann auch wieder ein. Der Weg führt auf gut geteerter Straße abwärts nach Ligonde.
Wir kommen an einem Wegkreuz aus dem 17. Jh. vorbei. Solche Bauwerke sind echt beeindruckend. Im Übrigen hat der Nebel sich verzogen und die Sonne prallt auf uns hernieder. Wir durchqueren viele kleine Dörfer. Manche sind gut und neu zurecht gemacht, manche nicht. Aber alle versprühen den Charme und den Spirit des Caminos.
Gegen Mittag erreichen wir Palas de Rei. In der Kirche erhalten wir einen Pilgerstempel und dann suchen wir uns eine schöne Bar zum Pausieren. Hier in der Alberge/Bar ¨Buen Camino¨ habe ich in 2009 geschlafen. Ach da kommen wieder Erinnerungen auf. Der Weg erinnert mich sowieso jeden Tag. Unglaublich an wieviel ich mich erinnere, und es hat sich wirklich viel verändert. Bislang haben wir in einigen Herbergen übernachtet, in denen ich 2009 auch war. Einmal sogar habe ich im selben Bett geschlafen. Aber alles ist anders und das ist auch gut so. Ich habe verschiedene Anstiege viel schwerer im Kopf zum Beispiel und manche Distanzen viel weiter entfernt. Es ist zum Teil auch mit Wehmut verbunden, diesen Weg noch mal zu gehen nach so langer Zeit. Es hat sich so viel verändert, ich hab mich so unglaublich verändert. Das wird mir gerade immer mehr bewusst. Derselbe Weg, den ich nun mit ganz anderen Augen sehe.
Wir essen eine Kleinigkeit und ziehen dann weiter. Es sind noch rund 3,5 h bis Melide. Die Sonne brennt am Himmel und der Wegeverlauf wird anspruchsvoller. Langgezogene Anstiege, die schier nicht enden wollen. Aber zumeist im Wald mit vielen Schattenpassagen und hin und wieder ein kaltes Lüftchen. Wir kommen nach gut 2 Stunden Laufzeit nach Coto. Puh, endlich Zeit für eine Pause. Unser koereanischer Pilgerfreund ist nur Minuten vor uns da und genauso froh über die Pause wie wir. Ja hier am Camino sieht man immer wieder dieselben Menschen. Schön so! Wir plaudern kurz, trinken Radler und ziehen dann weiter. Melide ist zum Greifen nah. Wir laufen parallel zur Straße und kommen nach Furelos und dann geht es fast nahtlos in Melide über.
Wir hatten unterwegs jede Menge Werbeazeigen für Herbergen gesehen und zu einer dieser gehen wir einfach. Jipp Glück gehabt, Bett bekommen. Hier ist noch alles leer und still… Aber wir haben eh schon gemerkt, das aktuell nicht viel los ist am Weg. Hier in Melide trifft der Camino Primitivo (von Oviedo kommend) auf den Frances. Wir werden dann morgen sehen, welche Auswirkungen das hat.
Nach 2 langen Tagen legen wir morgen eine kurze Etappe ein. Es geht bis Arzua und dann weiter bis zur Taberna Vella. Heidi mach dich bereit – wir kommen!